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Interview Martin Bender

Gebäude sind seine Leinwände, realistische Portraits seine Leidenschaft

Martin Bender

Der Street-Art-Künstler Martin Bender ist, ausgestattet mit Steiger und Spraydosen, an den Fassaden seiner Wahlheimat Hagen unterwegs. Wer also wachsamen Blickes durch die Straßen der Stadt schlendert, wird früher oder später auf eines seiner meterhohen Werke stoßen. Und sollte dies unerklärlicherweise nicht passieren, lässt sich nun ein echter BNDR auf unseren Wasserflaschen bewundern.

Wir haben bereits viele deiner Werke in Hagen gesehen. Bevor wir uns jedoch deiner Kunst widmen, würden wir gerne mehr über den Menschen Martin erfahren. Also: Wo kommst du her und was machst du beruflich?

Martin Bender ist mein Name. Ich bin in Kasachstan geboren und erst 1999, mit 13 Jahren, nach Deutschland gezogen. Genauer gesagt nach Gevelsberg. 2015 ging es für mich nach ein paar Zwischenstopps in Leipzig und Berlin nach Hagen, wo heute noch mein Aterliersitz ist, um meinem Job als Street-Art-Künstler nachzugehen.

Du hast deine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Wie und wann hast du die Kunst für dich entdeckt?

Ich habe von klein auf gemalt. Jeden Tag, das ganze Jahr über. Ich konnte gar nicht genug davon kriegen. In Kasachstan gab es jedoch weder eine Street-Art-Szene noch eine Graffiti-Bewegung. Deshalb habe ich erst, als ich nach Deutschland kam, gesehen, dass Leute rausgehen und Kunstwerke auf Fassaden malen. Und das fand ich so genial, dass ich selbst damit angefangen habe. Zunächst mit kleinen Graffitis, die im Laufe der Zeit zu großen Murals wurden.

Und wie ist aus diesem Hobby dann ein Fulltime-Job geworden?

Das fing im Prinzip schon an, also ich ca. 12 Jahre alt war und lässt sich eher als eine Art fließenden Übergang beschreiben. Ich besuchte die Gestaltungsschule für Farbtechnik und Raumgestaltung in Wuppertal. Nach meinem Abschluss dort hab’ ich dann noch ein Semester lang Malerei und Grafik in Bochum studiert und arbeitete parallel bereits als freischaffender Künstler. Die Kunst führte mich erst nach Leipzig, weiter nach Berlin und dann zurück nach Hagen. In der Zeit habe ich mich auf das Malen von Portraits spezialisiert — auf Papier, Leinwänden, hauptsächlich jedoch auf Fassaden.

In diese Liste reihen sich nun auch unsere Flaschen ein. Was hat es mit dem Motiv auf sich?

Hinter dem Motiv verbirgt sich eine ganz coole Geschichte. Es hat nämlich nicht nur einen Platz auf euren Flaschen, sondern ziert auch eine Fassade im Hagener Stadtteil Wehringhausen. Als eure Anfrage kam, ob ich mir vorstellen kann, ein Bild zu dieser tollen Aktion beizusteuern, war ich gerade drauf und dran, die Fassade zu vollenden. Und weil das Mural thematisch ziemlich gut in die Welt des Wassers passt, habe ich mich dazu entschieden, es abermals zu verwenden. Denn der Beruf des Fischers ist das Erste, was mir in den Kopf schießt, wenn ich an das Thema Wasser denke. Er versinnbildlicht für mich die menschliche Abhängigkeit von ebendiesem Wasser — und heute kommt das vor allem aus der Leitung.

Auch bei dir zu Hause?

Definitiv. Ich trinke nur Wasser aus dem Hahn. Flaschen kaufe ich schon seit Jahren nicht mehr. Wieso auch? Die Wasserqualität in Hagen steht der von Abgefülltem in nichts nach. Und wenn ich auf dem Steiger arbeite, habe ich immer eine Glasflasche mit Wasser dabei. Hagener Leitungswasser spielt also nicht nur bei mir zu Hause ein Rolle, sondern auch bei meiner Arbeit.

Stichwort Arbeit: Zwischen einer Vorzeichnung auf Papier und einer Hausfassade liegen größentechnisch Welten. Wie kriegst du’s hin, dass das übergroße Motiv am Ende genau so aussieht wie das Original auf einem Blatt?

Früher hatte ich die Skizze auf Papier dabei. Beim Malen bin ich dann immer mal wieder ein Stück zurückgegangen und hab den Entwurf zwischen Auge und Wand so angeordnet, dass es von den Proportionen her mehr oder weniger passt. Dann ist mir eingefallen, dass ich das auch mit einer Klarsichtfolie machen könnte. Mit dem Vorteil, dass ich direkt durchsehen- und noch besser checken kann, ob alles seine Richtigkeit hat. Bei der Flasche war’s da wesentlich einfacher, weil die Größenverhältnisse von einem Skizzenpapier und einer Flasche in etwa übereinstimmen.

Neuerdings Flaschen, davor Papier, Leinwände und Fassaden. Wenn du dir noch ein weiteres Objekt für deine Kunst aussuchen könntest, welches wäre das?

Ich habe grundsätzlich keine Wunschfassaden. Und genau so sieht’s auch bei Objekten aus. Für mich war’s in erster Linie eine tolle Erfahrung, mal etwas neues auszuprobieren. Dennoch suche ich nicht aktiv danach. Klar, wenn mir etwas auffällt, denke ich natürlich darüber nach, welches Motiv gut dort passen würde. Aber es ist tatsächlich nicht so, dass ich mir irgendwelche Pläne zurecht gelegt habe. Die Zeit bringt das nächste Projekt. Und wenn’s so toll ist wie eures, dann freue ich mich jetzt schon drauf.


Vielen Dank für das Interview, Martin.